1. Die Wanderung
Kurz nach der Rückkehr aus Norwegen sah ich in der Sonntagszeitung einen Artikel über einen Pilgerweg von Domodossola nach Saas Fee und beschloss diesen zu absolvieren. Diese Reportage gilt auch als Test für die Dokumentation von Norge pa langs 2017. Die handschriftlichen Notizen umfassen jeweils zwei A4-Seiten (Ausnahme Tage 4, nur 1 Seite))
1.1. Domodossola-Bruschetto
Ende August fuhr ich dann los. Niederdorf – Domodossola in weniger al drei Stunden. Genial! Alles gepackt und doch einiges vergessen: Schokoriegel, Kaffeepulver, Taschentuch Stirnlampe, Brillenputztücher und mehr…….musste wohl so sein.
In Domodossola angekommen, raus aus dem Bahnhof und den ersten Wegweiser nach Bruschetto entdeckt. Dauer: 2h.35. Die Wanderzeiten variierten von Wegweiser zu Wegweiser. Der höchste Wert war 3h 20. Ich benötigte dann allerding 3h 30, ein guter Wert, wenn man die Wegqualität berücksichtigt. 500m zum Teil ruppige Aufstiege, felsige Wege und bis 32° warm. Der Weg begann auf einer schönen, aber steilen Granitstrasse und bald kam auch die erste Kirche. Am Schluss habe ich die Kirchen gar nicht mehr gezählt.
Ein echter Kultur- und Pilgerweg. Viele Kulturhistorische Infotafeln am Weg: Gemeinschaftsbacköfen, Mühlen mit horizontalem Rad und ein Herz Jesu Kirche mit einer eigentümlichen Geschichte, nämlich dass eine Jungfrau (was denn sonst) kurzeitig mit Jesus das Herz getauscht hatte und diese Jungfrau fortan Jesus’ Favoritin gewesen sei.
Hatte ja die GPS-Tracks bei mit, der Weg war gut markiert und dennoch habe ich mich kurz verlaufen. Den Weg genommen, der vom Tal rauf kam, anstelle den Weg entlang des Hanges weiter gegangen. Kurz vor Bruschetto war dann in einer kleinen Siedlung der Weg etwas unklar, aber letztendlich alles gefunden. Der Weg war wunderbar, dem Hang entlang, resp. den Hang hoch. Auf dem Weg viele Kirchen auch verfallene, alte Bauernhäuser und winzige Orte. Die Mittagspause neben einer kleinen Kapelle mitten Wald. Das Baumaterial für die Kapelle muss wohl alles ohne Wagen heraufgeschleppt worden sein.
In Bruschetto angekommen kurz die Herberge gesucht und dann schnell gefunden. Als Belohnung für den steilen Weg zwei Biere genossen! Die Beine waren schon etwas müde und ich war auf den zweiten Tag gespannt. Die Wirtin hat mir dann noch ein wunderbaren Nachtessen gekocht und bald ging es ab ins Bett. Ich war der einzige Gast! Die Herberge hatte zwei Schlafzimmer Eines mit vier Betten und eines mit ca.20.
1.2. Bruschetto – Lago die Antrona
Hatte schlecht geschlafen. Ob es an der fehlenden Decke lag, die ich nämlich erst gegen den Morgen nahm oder an den müden Beinen.. Ich konnte ja am Vorabend nach der Wanderung die beinen nicht mehr vertreten, da es längere Zeit wolkenbruchartig regnete. Das hat man dann auch an den Wegen bemerkt, Einige davon waren komplett ausgewaschen.
Es ging nach gutem Frühstück um 08:15 los. Beine fühlten sich besser an als befürchtet. Noch was zu den Preisen. Hotel inkl. Nachessen 40 Euro, unterwegs Espresso und grosses Chocolate Chip Cookie 2 Euro. In Antrona: 2 Bier, 2 Cola, 2 Brötchen und 100g Bresaola nicht ganz 8 Euro, Bei wäre wohl der Bresaola schon teurer.
Die Weg waren ähnlich wie am ersten Tag. Viele von Trockenmauern eingefasst, muss wohl früher die Talhauptstrasse gewesen sein. Es war dann oft so, dass der Weg zwischen Strasse und Wanderweg wechselte. Habe dann einige Mal auf den Abstecher auf den Wanderweg verzichtet Es waren oft nur wenige hundert Meter. Viele kleine Dörfer dem Weg entlang, alte Steinhäuser, enge Gassen – oft nicht breiter als 1m. Daher in den Dörfern kein Autoverkehr aber oft Parkplätze am Ortseingang. Am Schluss in Antrona durch solche Gassen geirrt und den Hauptplatz nicht gefunden. Auf den Wanderwegen viele Brennnesseln wie in Norwegen, mit kurzen Hosen kein Vergnügen dazu aber noch Brombeerranken aus allen Richtungen, so dass es schon mal blutige Beine gab. Der Bericht des Journalisten war schon etwas übertrieben: In Broschetto hat mich die Herbergswirtin nicht gesucht und das WLAN-Passwort hat mir in Antrona auch niemand gesagt.
In Antrona Glück gehabt. Wollte noch einiges einkaufen und kam um 12:20 an und der Laden machte um 12:30 Mittagspause.
Entgegen der GPS-Tracks Angaben endet die Etappe nicht auf 900m sondern auf 1100, das reduziert dann den Anstieg des Folgetages auf 110mm was besser tönt als 1300m. Fühlte mich mit zunehmender Distanz besser. Die Stöcke waren bei den kleinen, treppenartigen Aufstiegen ein grosse Hilfe. Am ersten Tage hatte ich ja die Stöcke erst nach der Mittagspause genommen, was ein Fehler war. Die Anstiege dieses Tages waren viel besser verteilt und nicht so steil. Das Hotel niedlich und schön gelegen. Nah dem Nachmittagsregen habe ich mir dann am See die Beine noch eine wenig vertreten und ich fühlte mich massiv besser als am Vortag.
Dem Weg entlang wieder viele Hinweistafeln. Das Tal muss früher ein Bergbauzentrum (Eisen und Gold) gewesen sein, aber wohl Minibergbau ohne effiziente Verkehrsmittel. Dann auch wieder viele Kirchen.
Da ich mich am Morgen nicht so fit fühlte hatte ich auf sämtliche Zusatzschlaufen verzichtet. Die Zeitangaben auf den Wegweisern wieder verwirrend. Die hiess es 2 Stunden und nach 40 Minuten wandern hiess es am nächsten Wegweiser immer noch 2 Stunden!
Der Anstieg zum Lago die Antrona führte durch ein Bergsturzgebiet von 1647. Imposant. Felsbrocken in Wohnmobilgrösse!
1.3. Lago die Antrona – Cingino Biwak
Besser geschlafen als am Vortrag. Nach einem doch eher dünnen Frühstück ging es los zum ersten Stausee. Beim Wirt noch ein Feuerzeug erhascht, denn ich stellte fest , dass ich für den erhofften Gaskocher in der Hütte keine Streichhölzer oder ähnliches bei mir hatte. Nur ca. 150m Höhendifferenz, diese aber heftig, steile und hohe Stufen. Danach ging es dem Stausee entlang und man merkte bald dass sich die bisherige Kulturlandschaft zur Naturlandschaft wandelte. Die Infotafeln waren nicht mehr über Kirchen und Bauwerke, sondern über Falter, Vögel und Steinböcke. Kirchen gab es dann dort oben auch keine mehr, höchstens mal ein Stein- oder Metallkreuz. Den Wald hinan bis zu einer kleinen Ebene auf rund 1500 ging dann eher leicht. Dann die letzten rund 700m Aufstieg. Steil, sehr steil. Im Vergleich dazu ist die Greina-Wand ab Somvitg doch eher flach! Kurz nach Beginn des Aufstiegs drei Deutsche Wanderer getroffen und kurz danach Mittagspause gemacht. Ich hatte die kürzlich gekauften deutschen Dauerbrote dabei. Es sind halt doch kleine Stücke, ein Paket je 50 Gramm mit zwei kleinen Scheiben. Kann gehen als Zusatznahrung nicht aber als Brotersatz für den grossen Hunger! Der Weg führte über steile Tritte, Felsen und enge Kehren. Für mich grenzwertig und an der oberen Grenz der Begehbarkeit. Ohne Stöcke wäre der Aufstieg kaum zu schaffen gewesen. Dann mal ausgerutscht und die Schulter ein wenig verzogen, Die Schmerzen hielten aber glücklicherweise nur kurz an. Völlig verschwitzt und dich eher am Ende meiner Kräfte belangte ich dann zur Hütte, nachdem die letzten Meter beinah auf allen Vieren mussten erklommen werden.
Schöne Hütte mit total 12 Betten auf drei Etagen. Sehr gepflegt! Dann kurz einen Kaffee gekocht und kurz hingelegt. Kurz danach kamen noch 6 Berner ebenfalls in Richtung Saas Fee unterwegs und zwei weitere Wanderer Richtung Domodossola, so waren wir also zu neunt.
Leider war die Wasserfassung trocken Ich holte bei einem Bachlauf mal zwei Petflaschen Wasser und dann noch zwei Flaschen Mineralwasser beim Kraftwerkmenschen beim Haus wenig oberhalb des Biwaks. Die angekommenen Berner schafften es dann aber die Wasserfassung zu flicken, sodass der kleine Hahn hinter der Hütter wieder floss. Der Höhepunkt der Hütte waren die Steinböcke, die in der Cingino-Staumauer Sals von den Steinen leckten. Grossartig.
1.4. Cingino – Saas Fee
Am morgen Glück gehabt und einen sensationellen Sonnenaufgang erlebt Bin exakt zur richtigen Zeit aufgestanden und konnte so das Spektakel miterleben. Kurz nach einem Frühstück mit Brot und Leberwurst brach ich auf. Shorts und T-Shirt waren meine Kleider. Die anderen meinten das sei viel zu kalt, doch schon nach wenigen hundert Metern war ich überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. Es war nicht kalt und der Wind hielt sich in Grenzen. Am Vorabend sah ich in einem Guidebook des einen Berners, dass der Aufstieg zur Passhöhe nicht gar so steil war wie die Rampe vom Vortag und ich machte mich auf. Gin sehr gut. Gegen die Passhöhe hin wurde es dann noch ein wenig steiler, die Route war mit Drahtseilen gesichert, aus meiner Sucht nicht unbedingt notwendig. Von unten erkennt man denn Pass anhand einer kleinen Scharte/Senkung in der Krete. Oben angekommen bot sich dann ein kleiner Platz, der doch eine unerwartete Ausdehnung hatte. Dann den Weg nach unten gesucht. Es gab zwei Varianten: Erstens Richtung Sessellift Heidbodme oder direkt ins Tal dem Bach entlang. Ich entschied mich für den Weg dem Bach entlang, konnte diesen aber anfänglich nicht finden. Das Laufen auf dem eher groben, lockeren Kies ging gut und doch fehlten die Wegmarkierungen. Dank den GPS-Tracks fand ich denn den Weg, aber dieser war anfänglich sehr schwierig, Grosse Steine, grosse Tritte. Wurde dann aber nach kurzer Zeit besser. Wenn man nun den Weg seit der Cingino-Hütte und auch davor betrachtet, scheint es unvorstellbar, dass im Mittelalter der Weg mit Saumtieren begangen wurde. Gemäss Wikipedia ist ja ein Saumpfad mit Tieren zu begehen:
Ein Saumpfad oder Saumweg ist eine für Wagen oder Gespanne zu steile, zu schmale oder zu unwegsame Altstraße, auf der früher Säumer mit Hilfe von Saumtieren Güter transportierten. Saumpfade finden sich vor allem im Gebirge.[1] Das heute veraltete Wort Saum bedeutet so viel wie „Last“ |
Es ging dann weiter ins Tal runter und ich hatte Durst und zu wenig Wasser dabei. Doch bald kam eine Alphütte mit einem Brunnen und wunderbaren frischen Bergwasser. Saas Almagell war bald erreicht und ich hatte ja beschlossen die fünfte, kurze Etappe bis nach Saas Fee anzuhängen. Der Weg nach Saas Fee via Kapellenweg war schnell geschafft und ich kam so gegen vier Uhr dort an. Nun war ich also bei schönsten Wetter in Saas Fee und ich beschloss den folgenden Tag zum Skifahren auf dem Gletscher zu nutzen. So ein unerwarteter Abschluss der Wanderung.